1. Herr Bertocci, wir befinden uns gerade auf der EIC Conference 2022, wo sich auch in diesem Jahr wieder das Who-is-Who der weltweiten Identity-Community versammelt hat. Welche Trends beobachten Sie aktuell?
Ein großes Thema ist die Dezentralisierung, weshalb natürlich auch Self Sovereign Identity (SSI) sowie der Datenschutz gleichermaßen thematisiert wird. Aber man darf sich nicht täuschen, trotz einer erhöhten Aufmerksamkeit, sind wir noch weit entfernt davon, SSI als Mainstream bezeichnen zu können. Zudem beobachte ich in diesem Jahr eine verstärkte Diskussion in Richtung Lösungsfindung in diesen Bereichen. Aber es werden auch ganz unterschiedliche Initiativen gestartet, um der allgegenwärtigen Bedrohungslage zu begegnen.
2. Auth0 legt den Fokus klar auf „developer-first“. Welchen Einfluss haben Entwickler auf geschäftsrelevante Entscheidungen?
Ehrlich gesagt bin ich sehr froh, dass sich hier langsam die Erkenntnis durchzusetzen scheint, Entwickler mit an den Tisch nehmen zu sollen, wenn geschäftskritische Entscheidungen zu Authentifizierungslösungen oder anderen digitalen Diensten anstehen. Das gilt insbesondere für die Entwicklung einer CIAM-Strategie. Hier ist die Kompetenz des Entwicklers immanent wichtig. Er muss eine Applikation so bauen, dass ein Nutzer sie sofort akzeptiert. Ohne diese Akzeptanz stirbt jede Applikation. Anders als Mitarbeitende, die man in gewisser Weise dazu zwingen kann, eine App zu nutzen, loggt sich ein Endkunde einfach aus, wenn ihm der Dienst Probleme bereitet.
Wenn es darum geht, einerseits eine maximale Customization und andererseits ein akzeptables Sicherheitslevel zu erreichen, ist ein Entwickler die Schlüsselinstanz. Mit dem Ziel die Entwickler besser zu verstehen, haben wir diese Zielgruppe jahrelang untersucht. Heute können wir sagen, dass wir in puncto Reifegrad beim Identitätsmanagement zu den Anbietern der ersten Reihe gehören.
3. Die Entwicklung von Software ist für Unternehmen zu einer Notwendigkeit geworden, um auf dem heutigen, stark von der Cloud dominierten, Markt wettbewerbsfähig zu bleiben. SaaS-Komponenten wie Authentifizierung, Überwachung oder Payment bieten den Entwicklerteams unschätzbare Bausteine, mit denen sie Anwendungen schneller und intelligenter erstellen können. Was denken Sie, nutzt die Mehrheit SaaS-Komponenten oder entwickelt sie ihre eigenen Anwendungen?
Bei uns handelt es sich um Platform-as-a-service. Wir sehen ein kontinuierliches Wachstum in der Nachfrage. Allerdings darf man nicht vergessen, dass es bei den Eigenentwicklungen einen extremen Long Tail gibt. Das rührt daher, dass viele Unternehmen mit ein paar Funktionen anfangen, auch weil sie von Anbietern unabhängig agieren wollen. Wenn aber der Bedarf an Funktionen dann wächst und damit auch die Anzahl der Integrationspartner, merken sie schnell, dass skalierbare Cloud-Lösungen als Service eines Identitätsanbieters das Mittel der Wahl sind.
4. Welche Auswirkungen wird der Fachkräftemangel im Bereich der Entwicklung auf das Innovationstempo des Unternehmens haben? Was könnten mögliche alternative Szenarien sein?
Haben wir denn überhaupt einen generellen Engpass bei Entwicklern? Das kann ich gar nicht mit Gewissheit sagen. Was ich allerdings beobachte, ist ein Mangel an Kompetenzen bei Softwareentwicklern, wenn es um Identitätsmanagement und Security geht. In diesem Fall könnten sich Unternehmen mit bestimmten Tools behelfen, die ein Stück weit für Kompensation sorgen können. Nehmen wir beispielsweise Low Code Lösungen, bei denen sich Anwender eines standardisierten Modul-Baukastens bedienen können. Damit kann die Komplexität der Anwendungen kurzfristig reduziert werden. Langfristig sollten Unternehmen jedoch versuchen, das fehlende Skillset aufzubauen, denn Identitymanagement ist das Herzstück in der Entwicklung. Auth0 stellt dafür ebenfalls online umfassende Lernmaterialien bereit, damit Entwickler sich Wissen für die praktische Anwendung aneignen können. In der Community IDpro haben wir gerade eine Zertifizierung für genau diese Expertise verabschiedet.
5. Und noch eine Frage zum Schluss: es heißt, Sie geben dem Marketing die Schuld daran, dass die Branche mit unzähligen Abkürzungen zu kämpfen hat? Klären Sie uns auf.
Gern. Aber da gibt es eigentlich nicht so viel aufzuklären. Aus meiner Sicht ist es einfach nicht zielführend künstlich eine Produktkategorie zu kreieren, die nur vertrieblichen Zielen dient. Technisch aber überhaupt keinen Impact hat.
Herr Bertocci, haben Sie vielen Dank für das Gespräch.
Über Auth0
Auth0, eine Produkteinheit von Okta, verfolgt einen modernen Ansatz zum Thema Identitätsmanagement und ermöglicht es Organisationen, jedem Benutzer sicheren Zugang zu jeder Anwendung zu gewähren. Die Auth0-Plattform ist eine hochgradig anpassbare Plattform, die so einfach zu bedienen ist, wie Entwicklungsteams es sich wünschen und so flexibel, wie sie es benötigen. Auth0 sichert jeden Monat Milliarden von Login-Transaktionen und bietet Komfort, Datenschutz und Sicherheit, damit sich Kunden auf Innovationen konzentrieren können. Weitere Informationen finden Sie unter https://auth0.com.
About the author
Max Hess
Public Relations Manager